Laudatio zur Verleihung der Jubiläumsmedaille an Valery Gergiev

Sehr geehrter Maestro Gergiev ,

sehr geehrte Damen und Herren,

Als Vorsitzender des Beirats der Deutsch-Russischen Kulturgesellschaft Baden-Baden ist es mir Ehre und Verpflichtung  zugleich, heute und hier im Namen unserer Gesellschaft den Menschen und Künstler Waleri Abissalowitsch Gergijew zu würdigen.

In diesem Jahr wird in ganz Europa an das Ende des Wiener Kongresses erinnert. Damals wurde Europa neu geordnet. Die führenden politischen Köpfe unseres Kontinents hatten in etwa eineinhalb Jahren ein Vertragswerk geschaffen, das für rund ein Jahrhundert Bestand haben sollte. Vorausgegangen waren Jahre des Krieges. In der „Völkerschlacht bei Leipzig“ schließlich konnten  die verbündeten europäischen Mächte unter Führung des russischen Zaren Alexander I. den französischen Truppen die entscheidende Niederlage beibringen.

Für die Baden-Badener des Jahres 1814 war der Triumph des mit den wichtigsten Fürsten Europas verbündeten Zaren zweierlei Grund zum Stolz:

Einerseits natürlich, weil Alexander die deutschen Länder vom französischen Joch befreit hatte, andererseits aber auch, weil an der Seite Alexanders die badische Prinzessin Louise stand, die Baden-Baden 1793 verlassen hatte, um fortan in St. Petersburg zu leben und nun als Zarin Elisabeth zusammen mit ihrem Gatten auf ihrem Weg nach Wien Station in Baden machte, um ihre alte Heimat wiederzusehen.

Hier wurde das Paar nicht nur begeistert von der Bevölkerung empfangen; in diesem Jahr 1814 begann eine ganz besondere Liaison zwischen Badenern und Russen, denn die „Badische“ Zarin blieb nicht allein in ihrer Liebe zu ihrer alten badischen Heimat. Bald folgten ihr unzählige russische Großfürsten, Politiker, Generäle und während der folgenden Jahrzehnte noch viele wohlhabende russische Bürger und Künstler,  die dem „genuis loci“ Baden-Badens nachspüren wollten.

Nun waren die Russen natürlich nicht die einzigen europäischen Gäste, aber dennoch: gerade zwischen Deutschen und Russen entwickelte sich hier in Baden-Baden ein intensiver Kulturaustausch, dessen Früchte wir noch heute ernten können und dessen Faszination und Wirkmächtigkeit bis heute anhält.

Und so war es eben ein russischer Staatsbürger, Valery Gergiev, der am 18. April 1998 das Eröffnungskonzert des damals neu erbauten Baden-Badener Festspielhauses leitete und seither jedes Jahr unserer Stadt die Ehre gibt.

Dabei prägt Maestro Gergiev das Ansehen russischer Kultur in Deutschland schon seit 1989, als er seinen ersten internationalen Erfolg mit seinem gefeierten Auftritt beim Schleswig-Holstein-Musikfestival verzeichnen konnte.  Spektakulär – und wieder in Baden-Baden- war auch seine Version des „Rings der Nibelungen“ in der Wintersaison 2003/4.

Im Herbst 2013 gründete Valery Gergiev zusammen mit der Musikwissenschaftlerin Tatjana Rexroth die Russisch-Deutsche Musikakademie, die den Austausch zwischen Nachwuchstalenten beider Länder intensivieren soll. Am 10. und 11. Juli 2014 fand unter seiner Leitung der erste Auftritt der Akademie mit jungen Musikern des Mariinski-Theaters St. Petersburg, der Universität der Künste Berlin und der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin in St. Petersburg statt

Noch in diesem Jahr wird er als Nachfolger  von Lorin Maazel die Leitung der Münchner Philharmoniker übernehmen.

Neben vielen nationalen und internationalen Preisen und Auszeichnungen erhielt Valery Gergiev  für sein Engagement für die deutsch-russischen Beziehungen das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse sowie für seine künstlerischen Leistungen im Jahr 2006 den Herbert-von-Karajan-Musikpreis der Kulturstiftung des Festspielhauses Baden-Baden.

Maestro Gergiev fühlt sich aber nicht nur in Deutschland zu Hause. Er ist ein wahrer Kulturbotschafter seines Landes in der Welt.  Ob als Chefdirigent des Rotterdamer Philharmonischen Orchesters, als Gastdirigent der Bayerischen Staatsoper in München, der Met in New York , am Royal Opera House Convent Garden  in London oder als Chefdirigent des London Symphony Orchestra. Maestro Gergiev ist ein Weltkulturbürger!

Umso mehr freuen wir Baden-Badener uns, Sie, lieber Maestro Gergiev, immer wieder hier im Festspielhaus begrüßen zu dürfen, u.a. regelmäßig mit Inszenierungen des Mariinsky-Theaters, das ohne Ihren Einsatz die politischen Wirren zu Beginn der neunziger Jahre in Russland wohl nicht überlebt hätte. So wie das heutige Kulturleben in St. Petersburg ohne sie nur schwer vorstellbar ist, so haben Sie –in Kongenialität mit Herrn Mölich-Zebhauser – erheblich dazu beigetragen, dass der Name Baden-Baden in der internationalen Kulturwelt wieder einen Klang hat.

Im Jahr 1815 ging  Napoleons Kaiserreich endgültig  unter.  Doch auch wenn Systeme stürzen, Mächte untergehen oder sich neu ordnen, Ideologien versagen oder Weltbilder zerbrechen, es ist und bleibt die Kunst, die über allem steht und die Menschen verbindet über alle Zeiträume und Gegensätze hinweg. Dazu  bedarf  es allerdings  Menschen wie Valery Gergiev, die als Kulturvermittler Länder und Menschen friedlich miteinander verbinden.  Die dazu notwendige Energie und Schaffenskraft ist dem Maestro anzusehen.

Sehr geehrter Maestro Gergiev!  Vor zweihundert Jahren begannen die deutsch-russischen Kulturbeziehungen in Baden-Baden. Mit unserer aus diesem Anlass gestifteten Medaille wollen wir Menschen ehren, die sich herausragende Verdienste um diese Beziehungen erworben haben.  Die deutsch-russische Kulturgesellschaft Baden-Baden ehrt heute Sie als hervorragenden Künstler und Förderer des deutsch-russischen Kulturaustauschs. Dabei wissen wir uns einig mit der Baden-Badener Bevölkerung, der die deutsch-russischen Beziehungen eine Herzensangelegenheit sind.

Maestro Gergiev!

Wir schätzen Ihr Talent und bewundern Ihr Engagement! Wir freuen uns immer, wenn wir Sie in Baden-Baden begrüßen können!

Маэстро Гергиев!

Мы ценим Ваш талант, восхищаемся вашим мастерством 

и всегда рады видеть Вас в Баден-Бадене!

Маэстро Гергиев!

Мы ценим Ваш талант, восхищаемся Вашим 

мастерством  и радуемся каждой встрече с 

Вами в Баден-Бадене.